Eine Frau liegt erschöpft vor lauter Helfen auf einem Sofa

Helfersyndrom erkennen, verstehen und überwinden.

Hallo liebe Leserin! Fühlst du dich manchmal wie die Superheldin des Alltags, die ständig im Einsatz ist, um anderen zu helfen? Willkommen im Club der „unfreiwilligen Alltagsheldinnen“! Heute sprechen wir über das Helfersyndrom – ein Thema, das vielen Frauen (und auch einigen Männern) bekannt vorkommen dürfte. Lasst uns gemeinsam herausfinden, was es damit auf sich hat und wie wir es überwinden können.

Um meinen Bezug zum Thema zu erklären, beamen wir uns kurz zusammen zurück. 5 Jahre, um genau zu sein. Damals als ich mich noch auf meiner großen Reise zu mir selbst befand. Müde, erschöpft und oft sehr gereizt. Kann ich jetzt so zugeben. Zu dieser Zeit hätte ich gesagt: Was? Ich? Nö … ein wenig vielleicht. Folgende Szene spielte sich in etwa so ab. „Sag mal, bist du eigentlich Mutter Teresa? Warum meinst du bitte, immer und überall gleich zur Stelle zu sein? Machst du nicht schon genug?“ 

Sag mal, bist du eigentlich Mutter Teresa?

Peng – das hatte gesessen. Meine Freundin sah mich mit großen, entsetzen Augen an, als ich ihr von meiner neusten Idee erzählte, die ich in unserem gemeinsamen Verein umsetzen wollte. Moment mal, das war nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte. Ein wenig mehr Begeisterung hätte ich mir schon erhofft. Ich kam jedoch ins Grübeln. Ich, äh Mütter Theresa? Ja, warum bin ich denn, unaufgefordert und selbstlos, immer so schnell dabei, zu unterstützen, zu retten? Und das alles ohne Aufforderung und ohne Auftrag?

Im folgenden Blogbeitrag möchte ich ein wenig Licht hinter den Begriff bringen und dir, werte Leser:in vielleicht ein paar Impulse mitgeben. Mir begegnet der Begriff nicht selten mit einem Schulterzucken und einem Lächeln im Gesicht. „Ich habe halt das Helfersyndrom.“ So einfach? Und sich dann damit zufriedengeben? Ist halt so? Kann man nicht ändern? Oh, doch, das kann man. Häufig ist der erste Schritt, wahrzunehmen, was eigentlich überhaupt los ist. Warum bin ich so schnell zur Stelle? Warum hinterfrage ich nicht erst einmal mein Verhalten?

Einführung ins Helfersyndrom

Was genau ist das Helfersyndrom? Stellt euch vor, ihr seid Wonder Woman ohne Freizeit und ohne unsichtbaren Jet. Ihr seid ständig im Einsatz, immer bereit zu helfen, doch irgendwann macht selbst der stärkste Superheld schlapp. 

Der Begriff Helfersyndrom beschreibt den zwanghaften Drang, anderen zu helfen, oft auf Kosten der eigenen Gesundheit und des Wohlbefindens. Dies ist besonders relevant in unserer Gesellschaft, in der Hilfsbereitschaft und Selbstaufopferung häufig als Tugenden gefeiert werden, insbesondere auch in sozialen Berufen. Doch was passiert, wenn diese Tugenden zur Last werden? Hier kommen die drei magischen Schlüsselwörter ins Spiel: AbgrenzungSelbstwertgefühl und Selbstfürsorge.

Abgrenzung

Abgrenzung ist der erste Schritt zur Befreiung aus der Endlosschleife des Helfens. Der Begriff bedeutet, klare Grenzen zu setzen und Nein zu sagen, wenn es nötig ist. Es bedeutet, zu erkennen, dass man nicht für die Probleme der ganzen Welt verantwortlich ist und es in Ordnung ist, sich selbst an erste Stelle zu setzen. Ohne Abgrenzung laufen wir Gefahr, uns selbst zu verlieren und in der Rolle des ewigen Helfers zu versinken.

Selbstwertgefühl

Das Selbstwertgefühl spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Oft neigen Menschen mit Helfersyndrom dazu, ihren eigenen Wert über die Hilfe, die sie anderen leisten, zu definieren. Dabei vergessen sie, dass ihr Wert nicht davon abhängt, wie viel sie für andere tun, sondern wer sie sind. Ein gesundes Selbstwertgefühl hilft uns, uns selbst zu schätzen und festzustellen, dass wir auch ohne ständige Hilfeleistung wertvoll sind. Es gibt uns die Kraft, uns selbst zu lieben und zu respektieren, was wiederum unsere Fähigkeit zur Abgrenzung stärkt.

Selbstfürsorge

Selbstfürsorge ist schließlich der Schlüssel zur nachhaltigen Überwindung des Helfersyndroms. Es bedeutet, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und diese zu erfüllen. Es bedeutet, sich Pausen zu gönnen, Hobbys nachzugehen und Dinge zu tun, die uns Freude bereiten und uns wieder aufladen. Ohne Selbstfürsorge können wir nicht dauerhaft für andere da sein – denn nur wenn wir selbst gesund und ausgeglichen sind, können wir auch anderen effektiv Unterstützung anbieten.

Warum sind vor allem Frauen davon betroffen? Nun, wir wurden oft dazu erzogen, fürsorglich und hilfsbereit zu sein. Während Jungen lernten, Ritter zu spielen und die Drachen zu bekämpfen, haben viele von uns Mädchen gelernt, das Pflaster bereitzuhalten, wenn der Ritter sich schneidet. Diese tief verwurzelte Programmierung macht es uns schwer, „Nein“ zu sagen.

Eine Frau geht durch ein mittelalterliches Tor und zieht einen schweren Koffer hinter sich her. Sinnbild, um das Helfersyndrom zu überwinden.
Foto: Conni Breyer

Symptome und Warnsignale

Wie erkennt man das Helfersyndrom? Hier sind ein paar Anzeichen:

  • Ihr könnt nicht schlafen, weil ihr über die Probleme anderer nachdenkt.
  • Eure To-do-Liste besteht zur Hälfte aus Dingen, die ihr für andere erledigen müsst.
  • Ihr fühlt euch schuldig, wenn ihr euch mal eine Auszeit nehmt.

Wenn das nach euch klingt, könnte es Zeit sein, eure innere Superheldin mal in den Ruhestand zu schicken (zumindest zeitweise).

Folgen des Helfersyndroms

Was passiert, wenn wir das Helfersyndrom nicht erkennen und behandeln? Irgendwann fühlt sich selbst Wonder Woman ausgebrannt und erschöpft. Ständige Hilfsbereitschaft kann zu emotionaler Erschöpfung, Burn-out und gesundheitlichen Problemen führen. Und dann? Dann hilft die Superheldin niemandem mehr – am wenigsten sich selbst.

Selbstdiagnose und Reflexion

Seid ihr bereit, der Wahrheit ins Auge zu sehen? Hier ein paar Fragen zur Selbsteinschätzung:

  • Habe ich das Gefühl, immer gebraucht zu werden?
  • Übergehe ich oft meine eigenen Bedürfnisse, um anderen zu helfen?
  • Fühle ich mich gestresst und erschöpft durch die ständige Hilfsbereitschaft?

Wenn ihr mehr als einmal genickt habt, seid ihr nicht allein. Es ist Zeit, den Superheldinnen-Status zu überdenken.

Eine Hand dreht Buchstabenwürfel um. Die Worte Love wechseln zu Care. - Helfersyndrom überwinden
Fotograf: „Fokussiert„, Lizensiert von Depositphotos

Strategien zur Überwindung des Helfersyndroms

Keine Sorge, ihr müsst nicht aufhören, hilfsbereit zu sein. Aber hier sind ein paar Tipps, um das Helfersyndrom in den Griff zu bekommen:

  • Selbstfürsorge ist schließlich der Schlüssel zur nachhaltigen Überwindung des Helfersyndroms. Selbstfürsorge bedeutet, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und diese zu erfüllen. Hier sind einige konkrete Tipps zur Selbstfürsorge: 
  • Feste Pausen einplanen: Nehmt euch täglich mindestens 15 Minuten, um euch zu entspannen. Das kann ein kurzer Spaziergang, eine Meditation oder einfach nur das Genießen einer Tasse Tee ohne Unterbrechung sein. 
  • Hobbys pflegen: Verbringt regelmäßig Zeit mit Aktivitäten, die euch Freude bereiten. Ob Malen, Gärtnern, Tanzen oder Lesen – macht Dinge, die euch glücklich machen und entspannen. 
  • Wellness-Rituale einführen: Plant wöchentliche Wellness-Rituale wie ein heißes Bad, eine Gesichtsmassage oder einen Besuch im Spa. Diese kleinen Auszeiten dienen dir, den Alltagsstress abzubauen. 
  • Bewegung integrieren: Baut regelmäßige Bewegung in euren Alltag ein. Ob Yoga, Joggen oder ein einfacher Spaziergang – körperliche Aktivität fördert das Wohlbefinden und hilft, Stress abzubauen. 
  • Auszeiten im Kalender blocken: Reserviert feste Zeiten in eurem Kalender nur für euch selbst. Diese Auszeiten sind heilig und nicht verhandelbar – nutzt sie, um aufzutanken und eure Batterien wieder aufzuladen. 
  • Unterstützung suchen: Tauscht euch mit Freundinnen oder in Selbsthilfegruppen aus, um euch gegenseitig zu ermutigen und Tipps zur Selbstfürsorge zu teilen. Oder sucht euch einen Profi, der dich hierbei unterstützen kann. Gerne können wir uns auch zusammen setzen und schauen, wie ich dir helfen kann.
  • Abgrenzung: Nein sagen ist schwer, aber es ist der Schlüssel. Setzt klare Grenzen und haltet euch daran. In diesem Blogbeitrag findest du weitere Tipps.
  • Selbstwertgefühl stärken: Erkennt eure eigenen Bedürfnisse an und wertschätzt sie. Ihr seid genauso wichtig wie die Menschen, denen ihr helft.

Langfristige Veränderungen und Prävention

Langfristig ist es wichtig, Selbstfürsorge in den Alltag zu integrieren. Baut ein unterstützendes soziales Netzwerk auf und sorgt dafür, dass ihr genügend Pausen habt. Und denkt daran: Auch Wonder Woman muss mal die Füße hochlegen.

Fazit und Ermutigung

Zusammenfassend: Das Helfersyndrom ist weitverbreitet, aber es ist möglich, es zu überwinden. Mit Selbstfürsorge, Abgrenzung und einer Portion Humor könnt ihr eure Superheldinnen-Kräfte gezielt einsetzen und dabei euer eigenes Wohlbefinden im Auge behalten. Also, liebe Leserinnen, zieht euren Heldenumhang nicht aus, aber gönnt euch auch mal eine Pause. Ihr habt es euch verdient!

Bleibt stark, bleibt gesund und vergesst nicht, an euch selbst zu denken.

Ihr seid wunderbar – auch ohne rund um die Uhr im Einsatz zu sein! ❤️

Du könntest natürlich auch einfach so weiter machen wie immer …

Nein?

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert